Sonnenseiten und Schattenspiele – Von Bled nach Ljubljana

Sonnenseiten und Schattenspiele – Von Bled nach Ljubljana Entspannt, aber nicht ohne Sorgen: Knieschmerzen, Bremsprobleme, ein fast gerissener Gurt – und doch voller Charme und Stadterlebnisse.
Sonnenseiten und Schattenspiele – Von Bled nach Ljubljana

mit dem Rad nach Kroatien

Ljubljana – 04.09.25 – #43

Von Bled nach Ljubljana

Bled

Sonnenseiten und Schattenspiele – Von Bled nach Ljubljana

Entspanntere Etappen, aber Sorgen um Bremsen und Gepäck, gemischt mit Stadterlebnissen.

Ein entspannter Start in Kranj

Nach dem gestrigen Wahnsinn fühlt sich der heutige Morgen fast wie ein Geschenk an. Ich spüre einen leichten Muskelkater. Alles fühlt sich ein kleines bisschen schwer an, dennoch bin ich glücklich hier zu sein. Heute starte ich in Bled, der wunderschöne See sieht auch heute morgen märchenhaft aus. Die Sonne schaut über die Berge und spiegelt sich im Wasser. Aber ich lasse ihn hinter mir, als ich losrolle. Die Sonne scheint von Anfang 

an, warme 25 Grad, nicht zu heiß, nicht zu kühl – perfektes Radwetter. Ich merke, dass meine Beine zwar müde sind, aber sie bewegen sich. Und heute habe ich mir eines vorgenommen: langsamer fahren. Nicht, weil ich keine Lust habe, sondern weil ich meine Knie schonen will. Schließlich liegt noch eine ganze Woche vor mir, und ich will nicht, dass die Tour hier endet. Meine App zeigt zum Glück, dass die Anstiege heute nicht so dramatisch sind. Etwa auf halbem Weg erreiche ich in Kranj. Ein eher kleines Dorf mit einem Café, gemütlich, freundlich, ein Platz in der Sonne. Was will ich mehr. Genau der richtige Ort für eine Pause. Ich lehne mich zurück, bestelle einen Kaffee, und für einen Moment vergesse ich alles: die kaputten Bremsen, den Staub, die Schmerzen. Es fühlt sich an wie Urlaub. ☕ Naja eigentlich ist das hier ja auch mein Urlaub.

Und doch – irgendwo im Hinterkopf ist ein kleines bisschen Angst. Gestern haben meine Bremsen fast versagt, und das hängt mir noch nach. Normalerweise liebe ich Serpentinen. Ich brettere sie runter, 50 km/h, manchmal 60 km/h, Adrenalin pur. Heute eher nicht. Heute taste ich mich vorsichtig heran, bremse schon bei 35 km/h auf 25 km/h herunter. Meine Hinterradbremse ist praktisch tot, nur die Vorderbremse hält noch halbwegs. Nicht auszudenken, was ich mache, wenn die auch versagt. Bergab vom Schotterweg herunterfahren und hoffen, dass die Grasbüschel mich herunterbremsen hört sich nicht nach einem Plan an. Darauf hoffen, wenn es herunter geht, geht es auch irgendwann wieder bergauf stimmt mich auch nicht zuversichtlicher. Aber bei 35 km/h vom Rad herunter springen ist auch eher mein Plan B.  Jeder Gedanke daran, was passieren könnte, wenn auch sie versagt, lässt mir einen kalten Schauer den Rücken runterlaufen.

Von Bled nach Ljubljana

Ausblick in Slowenien

Von Bled nach Ljubljana

Knapp über 2000Hm

Zwischen Staub und Schweiß

Die Strecke selbst ist wunderschön, aber auch voller Herausforderungen. Nicht aufgrund der Berge, es sind die Hauptstraßen, auf denen LKW mit nur einem halben Meter Abstand vorbeibrettern. Keine Rücksicht auf Radfahrer oder Fußgänger und die Zebrastreifen sind auch nur wegen der Optik auf die Straße gemalt. Für Autofahrer haben die keine Bedeutung. Kurz darauf kleine, steile Abfahrten, bei denen das Vorderrad blockiert und das Hinterrad trotz Vollbremsung munter weiter rollt. Ich gebe es irgendwann auf, versuche gar nicht erst, heroisch zu wirken – und schiebe an einigen Stellen lieber. Ein paar Fußgänger sehen mich irritiert an, aber ich denke nur: „Besser komisch aussehen als im Graben liegen.“ 😅

Dann wieder Staub. Mountainbiker rauschen an mir vorbei, wirbeln alles auf, und ich huste wie ein alter Motor. Ich versuche zu grinsen, aber in Wahrheit nervt es mich. Und trotzdem – zwischendurch bleibt immer dieser Blick auf die Berge. Mal schieben sie sich bedrohlich vor mich, mal liegen sie entspannt neben mir, wie alte Freunde. Und der Ausblick? Wunderschön!

Ich merke, wie meine Kräfte heute schneller schwinden als gedacht. Vielleicht liegt es an der Hitze, vielleicht an den Tagen davor. Ein Teil von mir denkt: „Ein Pausentag wäre jetzt nicht schlecht.“ Aber ein anderer Teil sagt: „Nein, das ist dein Abenteuer. Mach weiter.“ Und so rolle ich weiter, langsam, aber stetig.

Willkommen in Ljubljana

Am frühen Abend erreiche ich Ljubljana. Eine Stadt, groß, voller Straßen, voller Menschen – und trotzdem irgendwie gemütlich. Ich verirre mich natürlich erstmal in den vielen Gassen, klar, war nicht anders zu erwarten. Mit einem Rad und Gepäck durch enge Gassen auf Kopfsteinpflaster – eine Mischung aus Fluchen und Lachen.

Die Stadt erinnert mich stellenweise an die Schlachte in Bremen: Restaurants, Bars, Menschen, die draußen sitzen, trinken, essen, lachen und nebenan ein Fluss mit kleineren Schiffen. Ich fühle mich wohl, auch wenn ich völlig fertig bin. Ich gönne mir ein großes Wasser und bestelle was zum Essen. Und was gibt es heute? Burger… ich weiß nicht warum. Zum Herunterkommen bestelle ich einen Aperol – kein Lillet heute, den gibt es hier nicht. Aber Aperol geht auch. 🍹

Die Stimmung unter den gelassenen Menschen heizt sich langsam auf. Immer mehr erscheinen mit Trikot. Stimmt, Deutschland spielt heute gegen Slowenien. Die Leute um mich herum eskalieren, brüllen, feiern. Ich beschließe, lieber den Mund zu halten, was meine Nationalität angeht. Manchmal ist es besser, einfach zu nicken und mitzutrinken. 😅

Von Bled nach Ljubljana

Ljubljana – nahe City

Mein eigentliches Problem ist aber ein anderes: meine Satteltasche mit meinen Klamotten. Genauer gesagt: der Haltegurt. Er scheuert an den Reifen, droht zu reißen. Bei jedem Schlagloch schlägt er gegen den Reifen, und ich höre das rhythmische „Klack, klack, klack“. Ich weiß: Wenn der Gurt reißt, ist Schluss. Kein Gepäck, kein Weiterkommen. Zuhause könnte ich es reparieren, hier? Fehlanzeige. Zum Glück gibt mir das Hotel etwas Panzerband. Provisorisch wurde die Packtasche geflickt. Nicht schön, aber funktional. Ich denke mir: „Bitte halt noch ein paar Tage durch.“

Ein Hotel, eine Mücke und ich

Die Unterkunft ist besser, als ich es erwartet habe. Ein großes Zimmer, alles, was man braucht. Ich freue mich, endlich angekommen zu sein. Doch kaum lege ich mich hin, beginnt ein Kampf. Eine Mücke, klein, fies, unaufhaltsam. Ich jage sie durchs Zimmer, und gebe nicht auf. „Dich kriege ich“ sage ich zu mir selbst. Am Ende: Sascha 0, Mücke 1. Ich werde gestochen und habe die Nacht kaum geschlafen.

Morgen wartet schon das nächste Stück meiner Reise – Richtung Italien. Ich weiß, es wird hart. Aber heute, in diesem Moment, denke ich: „Egal, wie verrückt das hier alles ist – ich würde es genau so wieder machen.“ ☺️

📸  Tourbilder

Bilder, die meine Tour lebendig machen – jeder Moment erzählt seine eigene Geschichte 🚴✨

🚴‍♀️  Der Radfahrer

Von Bled nach Ljubljana

Von Bled nach Ljubljana

Heute beginnt der Tag mit einem mulmigen Gefühl. Die App verspricht zwar, dass der Weg leichter sein soll als gestern, doch der Radfahrer spürt die Unsicherheit in sich. Sein Körper ist müde, die Muskeln brennen noch von den letzten Anstiegen. Und dann diese Frage, die ihn nicht loslässt: Kann er sich noch auf sein Rad verlassen? Die Bremsen haben gelitten, der Antrieb klingt nicht mehr frisch. Jeder Schlag über die Schotterpisten geht durch Mark und Bein – und er weiß, das Rad fühlt es genauso.
Das Knarzen des Gepäckträgers begleitet ihn, ein nervöses Geräusch, das ihn wachsam hält. Mit jedem Schlagloch zieht die Last an Rahmen und Taschen. Ein Haltegurt scheuert sich langsam durch, schlägt bei jedem Ruck gegen den Reifen. Es ist fast, als ob das Rad ihm zuflüstert: Noch halte ich – aber nicht mehr lange. Doch unterwegs kann er nichts tun, außer weiterzufahren – angespannt, lauschend, immer mit dem Ohr am Rad.
Der Weg nach Ljubljana bleibt fordernd. Steile Abfahrten, enge Kurven, hupende Autos, die dicht überholen. Die Bremsbeläge vibrieren, quietschen, rütteln bei jedem Druck auf den Hebel. Steine knacken unter den Reifen, die Kette klackert beim Gangwechsel, das Surren der Räder begleitet ihn wie ein Lied. Und doch spürt er etwas Neues: Die Angst verliert langsam ihre Macht. Mit jeder Kurbelumdrehung wird er ruhiger. Die Sonne wärmt sein Gesicht, der Fahrtwind kühlt den Schweiß, und plötzlich ist er da – der Flow.
Keine Grübeleien mehr, keine dunklen Fragen. Nur der Rhythmus aus Atmen, Treten, Rollen. Das Rad und er verschmelzen, zwei angeschlagene Kämpfer, die gemeinsam stärker sind als allein.
Erst am Abend, in seiner Unterkunft in Ljubljana, greift er zu dem Panzerband, das er in der Unterkunft bekommen hat. Mit ruhigen Händen wickelt er es um den Haltegurt. Unspektakulär, schlicht – und doch mehr als nur eine Reparatur. Es ist ein Versprechen: Auch wenn Bindungen reißen, auch wenn Lasten zu schwer scheinen – man kann sie wieder flicken. Nicht schön, nicht perfekt, aber stark genug, um weiterzugehen.
Als er schließlich das Rad abstellt, die Hände vom Lenker löst und durchatmet, fühlt er sich nicht erschöpft, sondern erfüllt. Dieser Tag hat ihm gezeigt, dass selbst angeschlagene Dinge wieder halten können – auf der Straße und im Leben. Mit einem Lächeln denkt er: Wir sind nicht perfekt. Aber wir fahren weiter. Und das reicht.

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