Staub, Steine und ein Markt im Wasser – Von Vrsar nach Banjole

Der Tag von Vrsar nach Banjole wird zu einem echten Abenteuer zwischen Staub, Schweiß und Glücksmomenten. Ein unerwartetes Flussdelta zwingt zu einem 50 km langen Umweg, doch die Belohnung wartet auf der anderen Seite: das charmante Rovinj. Dazwischen liegen steile Anstiege, waghalsige Offroad-Passagen mit Geröll, Wurzeln und Treppenstufen – pure Hölle und Himmel zugleich. Staubtrocken und durstig erreicht der Radfahrer schließlich den Markt von Rovinj, wo er sich mit Honig, Salami und frischem Obst stärkt. Die Füße im Wasser, den Blick auf die Adria, kehrt Ruhe ein – bevor die Reise weitergeht, mitten hinein ins nächste Abenteuer.
Staub, Steine und ein Markt im Wasser – Von Vrsar nach Banjole

mit dem Rad nach Kroatien

Banjole- 09.09.2025 – #48

von Vrsar nach Banjole
Das Flussdelta

Staub, Steine und ein Markt im Wasser – Von Vrsar nach Banjole

Wilde Offroad-Passagen, köstliche Marktproben und ein chaotischer Campingplatzabend.

Ein Umweg durchs Paradies

Der Tag beginnt mit einer Überraschung: Vor mir liegt ein Flussdelta und das zieht sich 25km ins Landesinnere. Ich lote meine Optionen aus: schwimmen ist es nicht, eine Fähre gibt es nicht und die Schifftaxis nehmen keine Fahrräder mit. Also bleibt mir wohl nichts anderes übrig, ich muss es akzeptieren und einen Umweg fahren. Ganze 25 Kilometer hin, um sie dann wieder zurück zu fahren.  Ich seufze, schwinge mich in den Sattel und denke: „Na gut, dann wird es eben ein Abenteuer mehr.“

Mein erster geplanter Halt ist auf der anderen Seites des Flussdeltas und heißt Rovinj. Schon der Gedanke daran treibt mich voran. Doch der Weg dorthin ist alles andere als leicht.

Hölle und Himmel auf zwei Rädern

Die Strecke zeigt mir heute alle Gesichter: Atemberaubende Ausblicke über das Delta, gefolgt von Steigungen, die mich an meine Grenzen bringen. 400 Meter mit 17 % Steigung – ein einziges Leiden. Ich schiebe, schnaufe, schwitze. Und als ich endlich oben bin, geht es bergab … allerdings auch nicht einfacher, da ich wie wie so oft abseits von Straßen fahre und mich verwurzelte Wege und mit Geröll zugeschüttete Passagen erwarten.

Der Weg verwandelt sich in ein Offroad-Abenteuer: tiefe Löcher, in den Stein geschlagene Treppenstufen, Wurzeln, Geröll, tiefe Pfützen. Mein Rad fliegt fast, meine Arme schmerzen mehr als meine Beine. Ich fluche, lache gleichzeitig und denke: „Das hätte ich mich zu Hause im Leben nicht getraut.“ Aber ich bin Stolz es dennoch zu fahren. 

von Vrsar nach Banjole
Nach dem Flussdelta – die Adria
von Vrsar nach Banjole
Das Cafe im Wasser

Und dann, wie aus dem Nichts, wechselt das Bild. Vor mir liegt die Adria, die Sonne glitzert auf dem Wasser, Bäume säumen die Küste, und die Küstenabschnitte wirken fast malerisch. Himmel und Hölle in nur wenigen Kilometern.

Staub, Durst und ein Markt voller Genüsse

29 Grad, Sonne, schwül – und ausgerechnet heute habe ich kein Wasser dabei. Ich radle durch ein Gebiet, in dem Schilder vor Feuergefahr warnen. Mountainbiker schießen an mir vorbei und wirbeln Staub auf, so fein, dass ich husten muss. Der Gegenüber wahrscheinlich auch.

Die weißen Schotterwege wechseln plötzlich zu roten, noch staubigeren Wegen. Meine Kehle ist trocken, mein ganzer Körper schreit nach einem Schluck. Passiert mir oder dem Rad hier irgendetwas, komme ich hier nie wieder raus, denke ich mir. Mir ist schon länger niemand mehr begegnet. Aber dann, endlich: Rovinj.

Die Stadt ist wunderschön, gemütlich, voller Leben. Ich lande auf einem Markt, probiere Honig, Salami, frisches Obst. Ein Stück hier, ein Stück da – fast ein kleines Festmahl. Viele kleine Stände mit Leckereien, Öle, Duftkerzen, T-Shirts und vielem mehr. Wäre ich jetzt nur mit einem Auto hier, denke ich mir. Dann könnte ich jetzt einkaufen. Aber mit meinem begrenzten Gepäck verwerfe ich den Gedanken schnell wieder und setze mich in einem Café am Hafen, bestelle einen Latte Macchiato und ein großes Wasser. Die Stühle stehen direkt im Wasser, meine Füße kühlen in der Adria, während ich trinke. Ich lehne mich zurück und weiß: „Hier könnte ich länger bleiben.“

Doch der Weg ruft, und nach einer ausgedehnten Pause rolle ich weiter.

Von Enttäuschungen und kleinen Triumphen

Die nächsten 20 Kilometer sind weniger spektakulär. Asphaltierte Wege, mal ein Dorf, mal eine Kreuzung. Ein ständiges Auf und Ab, das mich ermüdet. Und dann kommt Pula. Eine große Stadt direkt an der Adria. Ich habe mich daruf gefreut, etwas in der Fußgängerzone zu schlendern und vielleicht eine Kleinigkeit zu essen aber was mich erwartet, hat mich enttäuscht.

Räder und Hunde in der Innenstadt verboten. Wie kann man so etwas machen? Ich rolle am Stadtrand und im Hafen mit meinem Rad und fühle mich nicht wirklich willkommen. Ohne Rad ist ja schon schlimm genug aber dann auch noch ohne Hunde? Das geht ja gar nicht. Notgedrungen ziehe weiter. Es bleibt mir nichts anderes übrig.

Am Abend erreiche ich meinen Campingplatz in Banjole. Ich will eigentlich nur noch duschen, essen, schlafen. Ich habe Halbpension gebucht und darf im Restaurant zu Abend essen. Ich freue mich schon auf ein entspanntes Ausklingen des Abends. Doch dann stürmen plötzlich rund 40 Kinder das Restaurant – alle unter zehn Jahre. Sie verwandeln den Raum in ein regelrechtes Schlachtfeld. Überall Rührei, verstreute Nutella-Flecken, Milchseen. Die Servicekräfte sind fassungslos, die wenigen anderen Gäste entsetzt, die Lehrer machtlos und ich dagegen muss lachen. Es hat mich ziemlich amüsiert. Es ist chaotisch, laut, und doch sind die Kleinen irgendwie süß, wenn sie versuchen ihre voll gefüllten Tassen zum Platz zu navigieren oder das die Teller für die Pommes einfach viel zu klein waren. Nur die Salatbar war gut zugänglich.

von Vrsar nach Banjole
Sonnenuntergang in Banjole

Als die Ruhe zurückkehrt, habe ich endlich mein Abendessen. Es ist vielleicht nicht das beste Essen meiner Reise, aber heute zählt nur: satt und glücklich. 

Der Campingplatz hat eine eigene kleine Bar direkt am Meer. Ich bestelle mir einen Aperol und genieße den Sonnenuntergang am Meer. Es wurde langsam dunkel und mir war nach Schlendern am Meer. Der Strand besteht aus Kiesel und lässt sich gut laufen. Jede Welle verursacht wundervolle Geräusche auf dem Strand.  Nach dem jetzt nur noch die Campingplatzbeleuchtung den Starnd erhellt, gehe ich langsam zu meiner Unterkunft. zurück.  

Ich falle ins Bett, erschöpft und mit dem Gedanken: Jeder Tag ist ein neues Abenteuer. Mal mit Umwegen, mal mit Staub, mal mit Märkten voller Leckereien – und manchmal auch mit Kinderchaos im Restaurant. Und genau deshalb liebe ich diese Reise.

📸  Tourbilder

Bilder, die meine Tour lebendig machen – jeder Moment erzählt seine eigene Geschichte 🚴✨

🚴‍♀️  Der Radfahrer

von Vrsar nach Banjole

Von Vrsar nach Banjole

Tritt für Tritt kämpft er sich nach oben. 400 Höhenmeter. 17 %. Ein Anstieg, der keine Gnade kennt. Der Radfahrer spürt, wie der Schweiß ihm den Rücken hinabläuft, wie die Beine schwer werden, wie sein Puls im Takt der Steigung hämmert. Und doch steigt er nicht ab. Nicht gleich. Erst später – wenn selbst der kleinste Tritt zur Prüfung wird. Schieben ist kein Aufgeben, denkt er, während sich sein Rad wie ein störrischer, aber treuer Gefährte über den Anstieg schleppt. Jeder Zentimeter eine Entscheidung: Weitermachen. Als er oben steht, zitternd vor Anstrengung, aber mit erhobenem Kopf, spürt er mehr als nur die Erleichterung. Er spürt Stolz. Denn was er heute geschafft hat – diesen Hang, diese Hitze, diesen steinigen Weg – das ist mehr als nur eine sportliche Leistung. Das ist ein Versprechen an sich selbst: Wenn ich das hier schaffe, dann schaffe ich auch, was zu Hause auf mich wartet. Die Zweifel, die Fragen, die Wege, die noch nicht ganz klar sind – plötzlich wirken sie machbarer. Als hätte der Berg ihm gezeigt: Du kannst mehr, als du denkst. Rovinj empfängt ihn mit offenen Armen. Der Markt summt vor Leben. Duft von Honig und reifen Feigen liegt in der Luft. Ein Lächeln hier, ein kurzer Austausch da – er merkt, wie sehr ihm diese Begegnungen guttun. Menschen, die ihm nichts schulden, aber ihm Wärme schenken. Und während er barfuß am Hafen sitzt, die Füße im Wasser, die Sonne auf der Haut, denkt er an diejenigen, die sich nicht melden. Die, von denen er gehofft hatte, sie würden ihn auf dieser Reise begleiten – wenn auch nur in Gedanken. Ihr Schweigen tut weh, ja. Aber es definiert nicht mehr, wie er sich fühlt. Nicht heute. Denn da sind andere. Menschen, die sich unerwartet zeigen. Die plötzlich da sind – mit einer Nachricht, einem Lächeln, einem stillen Zeichen: Ich sehe dich. Und da ist sein Rad. Staubig, zerkratzt, klappernd – aber es trägt ihn. Jeden Tag. Es wankt mit ihm durch tiefe Schlaglöcher, tanzt mit ihm über Schotter, stemmt sich mit ihm gegen den Wind. Sein Rad ist mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Es ist sein Spiegel. Wenn die Kette springt, ist auch sein Kopf nicht ganz sortiert. Wenn der Sattel drückt, sitzt ihm oft auch etwas anderes quer. Und wenn alles fließt – dann weiß er: Gerade stimmt etwas. Heute war beides da: das Stocken und das Strömen. Der Frust über die Stille mancher Menschen, das Chaos im Restaurant, der Durst auf staubigen Wegen – und dann das Lachen der Kinder, der Markt voller Leben, die Füße im Wasser, der Aperol im Sonnenuntergang. Es ist ein Tag voller Gegensätze – und gerade deshalb fühlt er sich lebendig. Abends auf dem Campingplatz, während um ihn herum das Leben summt und die Sonne langsam ins Meer sinkt, kehrt Ruhe in ihn ein. Er denkt an die vielen Menschen, die er unterwegs getroffen hat – offene Gesichter, ehrliche Gespräche, kleine Gesten, die bleiben. Und er weiß: Da kommt noch mehr. Diese Reise hat gerade erst angefangen. Nicht nur auf der Landkarte. Auch in ihm. Er beginnt zu spüren, wohin sein Weg zu Hause führen könnte. Vielleicht wird er wirklich Tourguide. Vielleicht erzählt er bald anderen von seinen Etappen, zeigt ihnen die Pfade, die ihn selbst verändert haben. Vielleicht tätowiert er sich ein Symbol, das ihn erinnert: Du warst mutig. Du bist gefahren, obwohl du unsicher warst. Und das hat dich stärker gemacht. Aber heute muss er keine Entscheidung treffen. Heute reicht es, mit sich selbst im Reinen zu sein. Zufrieden. Angekommen im Jetzt. Der Radfahrer blickt auf sein Rad. Staub auf dem Rahmen, Sonne im Lack. Und in ihm das sichere Gefühl: Solange wir zwei weiterfahren, ist kein Weg zu weit. Kein Ziel zu groß. Kein Tag umsonst. Und so schläft er ein – mit müden Gliedern, einem leisen Lächeln und einem Herzen, das weiter fährt.

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