
Warnemünde – Gespensterwald und Küstenwind

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Mit dem Rad durch den Gespensterwald

Ein Sonntag voller Licht, Salzluft und einer Prise Chaos
Es ist Sonntagmorgen. Ich liege wach im Bett und ringe mit mir selbst. Soll ich wirklich aufstehen oder einfach liegen bleiben? Draußen ist es noch still, das Haus schlummert. Aber in mir kribbelt es. Die Sonne soll heute scheinen, und irgendetwas in mir flüstert: „Los, raus mit dir!“ Und so gewinne ich den inneren Schweinehund, schnappe mir meinen Kaffee, werfe Rucksack und Fahrrad ins Auto – und mache mich auf den Weg nach Kühlungsborn.
Die Autobahn ist wie leergefegt. Keine Spur von Osterferien-Stau, keine hupenden Autos, kein zäher Verkehr. Nur ich, mein Frühlingsabenteuer und ein leises Lächeln auf den Lippen. Nach gut drei Stunden bin ich da. Fast. Denn bevor ich mich in den Sattel schwingen kann, wartet eine kleine Geduldsprobe: die Parkplatzsuche. Irgendwo hinter Kühlungsborn, zwischen Feldern und Ferienhäusern, finde ich schließlich ein
Plätzchen für meinen fahrbaren Untersatz. Noch ein kurzer Check: Rucksack, Wasser, Kamera, Helm – alles dabei. Na gut, fast alles. Aber das merke ich erst später.
Vom Strand zur Stille des Waldes
Ich starte meine Tour am Bürgerpark, der sich wie ein grünes Tor zur Ostsee öffnet. Der Radweg führt mich entlang der Strandpromenade von Kühlungsborn, die sich über Kilometer zieht. Links das Rauschen der Wellen, rechts die Cafés und Villen, die von vergangenen Zeiten erzählen. Der Duft von Frühling liegt in der Luft, und ich lasse mich einfach treiben. Die Morgensonne glitzert auf dem Wasser, die ersten Spaziergänger winken freundlich. Ich bin angekommen.
Je näher ich Heiligendamm komme, desto ruhiger wird es. Die Promenade verwandelt sich in einen naturbelassenen Weg. Ich könnte jetzt anhalten und einen Kaffee trinken. Aber irgendetwas zieht mich weiter. Vielleicht ist es die Neugier, vielleicht der Duft des Waldes, der plötzlich in der Luft liegt.
Denn jetzt beginnt er: der Gespensterwald. Ein Ort, der seinem Namen gerecht wird. Die Bäume stehen dicht, ihre Stämme krumm und bizarr, als hätten sie Geschichten gehört, die nie erzählt wurden. Die Wurzeln winden sich wie Finger in den Boden, und das Licht spielt geheimnisvoll zwischen den Ästen. Tagsüber ist dieser Ort faszinierend, fast magisch. Ich frage mich, wie es hier nachts wäre. Wahrscheinlich ein bisschen gruselig. Aber gerade jetzt ist es einfach nur wunderschön.
Ostseepanorama und der Duft der Freiheit
Der Radweg führt mich weiter entlang der Steilküste. Immer wieder öffnet sich der Blick aufs Meer. Kleine Buchten, weißer Sand, ein paar Wanderer. Ich halte an einer Bank, ziehe die Jacke etwas enger und genieße den Augenblick. Hier weht der Wind nicht nur durch die Haare, sondern auch durch den Kopf. Ich atme tief ein. Salz, Wald, Sonne – ein betäubender Cocktail für die Seele.
Ich fahre weiter, lasse mein Rad rollen, tanke Energie. Der Weg ist gut ausgebaut, mal Schotter, mal Asphalt, mal Waldboden. Immer abwechslungsreich, nie langweilig. Ich treffe andere Radfahrer, ein kurzes Nicken, ein „Moin“. Die Ostsee ist heute meine ständige Begleiterin, mal ruhig, mal wild, immer in Bewegung.
Willkommen in Warnemünde
In der Ferne taucht sie auf: Warnemünde. Ich erkenne es an dem großen Hotel, das wie ein Leuchtturm am Horizont steht. Plötzlich wird es lebendiger. Ich rolle hinein in das bunte Treiben. Buden, Menschen, Musik. Der Duft von Fischbrötchen liegt in der Luft, gemischt mit Zuckerwatte und Bratwurst. Ich schlendere durch die Straßen, lasse mich treiben, genieße die Stimmung.
Ich hole mir etwas Warmes zu essen – meine Finger sind langsam durchgefroren. Das Eis und der Crêpe müssen heute warten. Stattdessen ein deftiges Fischgericht, das von innen wärmt. Ich setze mich ans Wasser, beobachte die Möwen, die Menschen, die Schiffe. Hier pulsiert das Leben, und ich bin mittendrin.
Blick aus dem Gespensterwald
Verloren und doch gefunden
Irgendwann wird es Zeit zurückzufahren. Ich nehme den Weg am Wasser entlang, durch kleine Dörfer, vorbei an Reetdachhäusern und Feldern. Die Sonne steht tief, das Licht wird weicher. Mein Herz ist voll, meine Beine langsam müde. Und dann: der Akku meines Handys verabschiedet sich. Kein Strom, kein GPS. Und ich stelle fest: Ich habe keine Ahnung, wo mein Auto steht – schon wieder.
Panik? Nein, eher ein Schulterzucken. Ich erinnere mich: Ich habe unterwegs Fotos gemacht. Vom Feld, vom Baum, von der kleinen Brücke. Bild für Bild arbeite ich mich zurück. Wie bei einer Schnitzeljagd führen mich die Bilder durch die Landschaft. Und irgendwann steht es da: mein Auto. Als hätte es auf mich gewartet.
Ein Tag fürs Herz
Ich steige ein, lasse die Heizung laufen, nehme einen letzten Schluck Wasser und lehne mich zurück. Was für ein Tag. Sonne, Meer, Wald, Wind – und ein kleines Abenteuer inklusive. Ja, ich habe mich verfahren. Ja, ich war durchgefroren. Aber das ist es doch, was solche Tage unvergesslich macht.
Mein Fazit? Unbedingt wieder. Vielleicht mit Adapter, vielleicht mit mehr Snacks. Aber ganz sicher mit genauso viel Neugier und Freude. Und beim nächsten Mal nehme ich den Crêpe. Versprochen.
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