Kaffee, Küste, Kaltstart – Radeln zwischen Wismar und Wellen
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Früh raus, Meer rein – Radabenteuer mit Crêpe-Glück

Morgens um fünf: Aufbruch ins Glück
Es ist Sonntag, 5:00 Uhr. Die Welt ist noch still, der Tag kaum geboren. In solchen Momenten, wenn die meisten sich noch einmal wohlig im Bett umdrehen, liege ich wach. Ein Gedanke hat sich festgebissen: Frühstück am Meer. Einfach raus, einfach los. Google sagt: Wismar nach Boltenhagen, rund 60 Kilometer. Klingt nach einem Tagesabenteuer mit viel Luft, Weite und Meerblick.
Ich stehe auf, koche Kaffee, packe mein Rad ins Auto. 2,5 Stunden Fahrt bei -1 Grad. Ich fluche leise, als mir auffällt, dass ich die Handschuhe vergessen habe. Aber als ich ankomme, begrüßt mich die Sonne. Sie kriecht langsam über die Felder, taucht die Landschaft in ein sanftes Gold. Ich nehme einen tiefen Schluck vom mitgebrachten Kaffee und denke: Das war die richtige Entscheidung.
Mein Startpunkt liegt etwas abseits von Wismar, beim Bürgerpark. Die Reifen meines Rads knirschen auf dem Kies, der Atem bildet kleine Wolken vor meinem Gesicht. Ich rolle durch erwachende Natur, vorbei an Feldern, Hügeln, vereinzelten Gehöften. Die Straßen sind menschenleer, die Welt gehört mir allein.
Nach ein paar Kilometern zeigt sich das erste Glitzern zwischen den Bäumen: die Ostsee. Und wie sie da liegt! Tiefblau, ruhig, grenzenlos. Ich fahre direkt am Ufer entlang, der Weg ist schmal, aber fest, das Wasser keine zwanzig Meter entfernt. Der Wind streicht über meine Haut, bringt den Duft von Salz und Freiheit mit.
Wo das Meer beginnt, endet der Alltag
Der Horizont weitet sich. Und mit ihm meine Gedanken. In solchen Momenten frage ich mich, warum ich das nicht viel öfter mache. Dieses einfache, ehrliche Unterwegssein. Jeder Tritt in die Pedale bringt mich weiter weg vom Alltag, von To-do-Listen und Kalendern.
Ich fahre vorbei an kleinen Buchten, sehe Fischerboote auf dem Wasser tanzen, Möwen kreischen über meinem Kopf. Irgendwo in der Ferne bellt ein Hund. Ich halte kurz an, lehne das Rad gegen einen Baum und gehe ein paar Schritte Richtung Wasser. Ziehe die Schuhe aus, lasse die Zehen ins Meer tauchen. Eiskalt, aber herrlich.
Am Strand setze ich mich auf meinen Rucksack, die Sonne wärmt mein Gesicht, der Wind zupft an meinen Haaren. Ich atme tief ein und lächle. Es sind diese kleinen, unspektakulären Momente, die sich in mein Herz brennen.
Der Weg nach Boltenhagen zieht sich noch ein paar Kilometer, aber ich lasse mir Zeit. In einem kleinen Waldstück entdecke ich ein Eichhörnchen, das sich neugierig aufrichtet. Später dann ein Radfahrer, der mir freundlich zunickt, bevor er hinter einer Kurve verschwindet. Wir sind wenige da draußen heute, aber wir teilen dieselbe Liebe für das Unterwegssein.
In Boltenhagen angekommen, erwacht der Ort zum Leben. Die Promenade ist gut besucht, Cafés öffnen ihre Türen, der Duft von frischen Waffeln und Crêpes liegt in der Luft. Ich finde einen Platz in der Sonne, bestelle einen Kaffee und einen Crêpe mit Erdbeeren. Um mich herum Lachen, Kinderstimmen, Meeresrauschen. Und ich, mittendrin, mit einem Becher Glück in der Hand.
Zurück durch das Abenteuer
Doch ich will noch vor dem Dunkelwerden zurück. Der Rückweg führt mich über andere Wege, durch kleine Dörfer, vorbei an Feldern, in denen Windräder langsam ihre Flügel drehen. Das Licht wird weicher, goldener. Ich genieße jeden Kilometer.
Bis der Gedanke mich trifft wie ein kleiner Schock: Wo steht eigentlich mein Auto? Der Akku meines Handys ist fast leer. Den Adapter für die Powerbank habe ich natürlich zu Hause vergessen. Ich lache erst, dann werde ich nervös. Die Orientierung schwankt zwischen „vielleicht da lang“ und „Mist, war das nicht hier?“.
Zum Glück habe ich Fotos vom Start gemacht. Ich scrolle durch meine Galerie, vergleiche Landschaften, Schilder, Wege. Schritt für Schritt finde ich zurück. Und als ich mein Auto endlich entdecke, mitten im Nirgendwo, grinse ich in mich hinein. So ein Tag braucht eben eine Prise Chaos.
Es ist kalt aber die Sonne wärmt
Was bleibt, ist Meer
Ich sitze im Auto, die Hände endlich wieder warm, der Kopf voller Bilder. Diese Tour war mehr als eine Radtour. Sie war ein kleines Abenteuer, eine Reise zu mir selbst. Sie hat mich frieren und lachen lassen, staunen und schweigen.
Und das Fazit? Meer geht immer. Es ist da, wenn du es brauchst. Es flüstert dir zu, dass alles gut ist. Dass du nur atmen musst. Und fahren.
Wismar nach Boltenhagen ist keine spektakuläre Route. Aber sie hat alles, was es braucht: Weite, Wellen, Wind. Wer früh aufsteht, ein bisschen friert, unterwegs ist mit offenen Augen und einem offenen Herzen, wird belohnt. Mit Salz auf der Haut, Wind im Haar und einem Kaffee in der Hand.
Und nächstes Mal? Nehme ich definitiv die Handschuhe mit. Und den Adapter. Vielleicht auch einen Freund. Aber das Wichtigste: Ich nehme mir wieder Zeit. Zeit für mich. Zeit fürs Meer ✨
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