27 Stunden Chaos – Rückfahrt von Rijeka
mit dem Rad nach Kroatien
Rijeka – 13.09.2025 – #52
27 Stunden Chaos – Rückfahrt von Rijeka
→ Verpasste Halte, volle Züge, kleine Helden und die wohl härteste Etappe der ganzen Tour.
Ein Bahnhof voller Fragezeichen
Der Morgen beginnt friedlich. Ein letztes Frühstück im Hotel, dann schwinge ich mich auf mein Rad und rolle Richtung Rijeka. Es ist nur ein kurzer Weg, doch innerlich spüre ich eine gewisse Anspannung. Heute geht es nach Hause. Heute endet das Abenteuer.
Am Bahnhof angekommen, bin ich viel zu früh da – wie sich herausstellt, eine gute Entscheidung. Der Bahnhof ist im Umbau, Schilder fehlen, Menschen wirken
orientierungslos. Meine erste Frage, von wo mein Zug fährt, wird gar nicht beantwortet. Ich fühle mich lost. Gedanken schießen mir durch den Kopf: „Was, wenn ich hier gar nicht wegkomme? Welche Alternativen habe ich?“
Genau in diesem Moment tritt eine Frau auf mich zu. Eine Kroatin, offen, freundlich, mit einem Lächeln, das sofort Vertrauen schenkt. Wir kommen ins Gespräch, sie hilft mir, durch das Chaos zu blicken. Wir verstehen uns gleich so gut, dass wir ein Selfie zusammen machen und Telefonnummern austauschen. Ich fühle mich plötzlich nicht mehr allein. Glücklicherweise fährt doch noch ein ein Zug. Hürde Nummer 1 genommen. Rijeka nach Ljubljana – geschafft.
Schaffner, Schweiß und sturer Wille
In Ljubljana wartet gleich die nächste Hürde. Der Schaffner blickt streng und sagt: „Heute kein Radabteil. Sie fahren morgen.“
Ich sehe ihn an, schüttle den Kopf und sage innerlich: „Über meine Leiche.“ Laut sage ich etwas netter: „Das kommt nicht infrage, ich fahre heute.“
Zuerst lacht er noch, doch als weitere Radfahrer dazukommen, wird es ernst. Gemeinsam bestehen wir darauf. Schließlich gibt er nach. Wir dürfen rein, verteilt auf Gänge und Abteile, eingeklemmt zwischen Sitzen und Koffern.
Mein Rad erweist sich als Problemfall. Der Lenker ist breiter als die Tür, der Einstieg in den Zug hoch. Ohne Hilfe hätte ich es niemals geschafft. Zum Glück lerne ich einen Belgier kennen, ebenfalls Radfahrer. Wir helfen uns gegenseitig, heben, schieben, ziehen. Mit Schweiß und viel Humor schaffen wir es. Eine Szene, die vermutlich jedem Außenstehenden ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hätte.
Hetzjagd in Villach
In Villach wartet der nächste Stresstest: 2 Minuten Umstiegszeit. Zwei Minuten, um unsere Räder aus dem Zug zu wuchten und in den nächsten zu katapultieren. Wir zögern keine Sekunde. Die Türen gehen auf, und schon fliegen die Räder – fast wortwörtlich – aus dem Zug. Wir rennen, stolpern, keuchen, werfen die Bikes in den nächsten Zug. Sekunden später schließen sich die Türen. Geschafft!
Mein Herz rast, Schweiß tropft, doch das Lachen bleibt. Es sind diese absurden Momente, in denen man weiß: Später wird es eine gute Geschichte. Jetzt fühlt es sich einfach nur verrückt an.
Fußballfans und ein Umweg
Ab München trennen sich unsere Wege. Ich fahre allein weiter, denke: „Jetzt kann eigentlich nichts mehr passieren.“ Falsch gedacht. Hamburg spielt gegen Bayern, und plötzlich drängen sich 1400 Fans in denselben Zug wie ich.
Der Wahnsinn ist perfekt. Überall Trikots, Gesänge, Bier. Doch statt Ärger erlebe ich das Gegenteil: Sie helfen mir sogar mit meinem Rad. Ein wildes, chaotisches, aber herzliches Miteinander.
Gerade als ich denke, jetzt ist endlich Ruhe, kommt die Ansage: „Heute kein Halt in Hannover.“ Ich starre ungläubig. Hannover sollte mein Ziel sein. Stattdessen muss ich einen Bahnhof vorher raus und noch einmal radeln. Mitten in der Nacht zum Bahnhof Hannover. Mit letzter Kraft, nach fast 27 Stunden unterwegs. Ohne richtig gegessen, ohne getrunken und ohne geschlafen zu haben.
Ein erschöpftes Lächeln
Als ich schließlich zu Hause ankomme, bin ich erschöpft, leer, aber auch voller Stolz. Ich habe es geschafft. Trotz kaputter Bremsen, trotz unzähligen Steigungen, trotz Bahnhöfen ohne Informationen und Zügen ohne Radabteil.
27 Stunden Rückreise – eine Odyssee, die fast härter war als mancher Bergetappe. Doch ich lache. Denn jetzt, im Rückblick, ist es nicht nur Anstrengung. Es ist auch Abenteuer.
Und vielleicht, ja vielleicht, steckt in all dem Chaos genau das, was so eine Reise unvergesslich macht. 🌍🚲✨
… und vielleicht mache ich bald wieder so eine Tour.
📸 Tourbilder
🚴♀️ Der Radfahrer
Die Rückkehr beginnt
Der Radfahrer schiebt sein rotes MTB aus dem Hotel. Heute kein weiter Weg, keine Pässe, keine Schotterpisten. Nur eine kleine Tour – und doch ist sie besonders. Denn sie markiert den Anfang vom Ende, den letzten Abschnitt dieser Reise. Wieder einmal sind sie zusammen unterwegs, er und sein Rad. Und er spürt sofort: Es will genauso weiterfahren wie er selbst. Die Sonne liegt sanft über Opatija, die Luft riecht nach Meer und Salz. Der Radfahrer tritt in die Pedale und ist überrascht: Das Rad fährt heute besonders leicht, fast so, als hätte auch sein treuer Begleiter die Pause gebraucht. Kein Quietschen, kein Knarzen, nur dieses weiche Rollen über den Asphalt. Ein stilles Einverständnis – beide wissen, dass die großen Abenteuer hinter ihnen liegen, und trotzdem genießen sie diesen kurzen Ausflug. Doch in ihm mischt sich Freude mit Aufregung. Vor ihm liegt die Rückreise, und er weiß, dass sie lang und voller kleiner Prüfungen sein wird. Bahnhöfe, Züge, Umstiege, enge Türen und ungeduldige Schaffner. All das könnte schiefgehen. Normalerweise würde er sich schon jetzt alle Szenarien ausmalen, alle Probleme im Kopf durchspielen. Aber heute nicht. Heute nimmt er sich vor, nicht alles auf einmal zu betrachten, sondern Schritt für Schritt zu gehen. Der erste Erfolg ist schon erreicht, wenn er am Bahnhof in Rijeka steht. Kein großer Sieg, aber ein greifbarer. Kleine Erfolge – das ist der Schlüssel. Genau wie auf der Tour, als jeder erklommene Hügel, jede gemeisterte Abfahrt ein eigener Triumph war. So will er auch diese Heimreise sehen: nicht als eine große Prüfung, sondern als eine Kette von kleinen Etappen, die er nacheinander meistern wird. Das Rad rollt sanft neben den vorbeiziehenden Häusern und dem blauen Schimmer des Meeres. Es fühlt sich fast an wie am Anfang: die Aufbruchsstimmung, die Hoffnung, die Freude. Und der Radfahrer merkt, wie sehr er gewachsen ist. Er ist nicht mehr derselbe wie zu Beginn dieser Reise. Er ist stärker geworden, nicht nur körperlich, sondern auch in dem Vertrauen, dass er Schwierigkeiten meistern kann – ob auf der Straße oder im Leben. Vor dem Bahnhof hält er kurz an. Er legt die Hand auf den Lenker, fast so, als würde er sich bedanken. Für all die Kilometer, für all die Schmerzen, für all die Freude. Für die Treue, die sie sich gegenseitig gehalten haben. Und er weiß: Auch wenn die Reise mit dem Rad heute endet, das, was sie gemeinsam erlebt haben, wird ihn noch lange begleiten. Die Türen des Bahnhofs öffnen sich. Die erste Hürde ist geschafft. Vor ihm liegen noch viele weitere, aber er weiß, er wird sie alle meistern – bis er schließlich zu Hause ankommt. Mit jedem kleinen Erfolg ein Stück näher am Ziel. Und am Ende wird er nicht nur angekommen sein, sondern auch gewachsen.
Wer ist eigentlich lovingtailwind?
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