Schotter, Schatten und Blumenkohlsuppe – Von Umag nach Buzet
mit dem Rad nach Kroatien
Umag – 07.09.2025 – #46
Start der Parenzana
Schotter, Schatten und Blumenkohlsuppe – Von Umag nach Buzet
Parenzana, Dorfgeschichten, Begegnungen und eine unfreiwillige „kulinarische“ Überraschung.
Ein bittersüßer Abschied am Meer
Mein Morgen in Umag beginnt ein wenig zwiespältig. Das Ferienhotel hatte all die Dinge, die man sich eigentlich wünscht – Pool, viele Sitzplätze draußen, das Meer direkt vor der Tür und diesen unbeschreiblichen Sonnenuntergang, der den Himmel am Vorabend in Gold getaucht hat. Und doch habe ich nicht gut geschlafen. Irgendetwas war unruhig in mir. Vielleicht war es das Essen, das mich, wie so oft auf
Heute habe ich mir ein klares Ziel gesetzt: die Parenzana, die alte Eisenbahnstrecke, die heute ein Paradies für Radfahrer ist. Sie soll mich nach Buzet führen – einem Dorf, das hoch oben auf einem Hügel thront.
Die Parenzana – Schotter, Tunnel und Begegnungen
Der Einstieg in die Strecke ist genau das, was ich mir erhofft habe: Schotter, so weit das Auge reicht. Das klingt vielleicht nicht romantisch, aber die Umgebung macht alles wett. Rechts von mir öffnet sich das Tal, grün und tief, links ziehen sich Berge in die Höhe. Die Blicke schweifen weit, und ich stelle mir vor, wie hier früher die Züge entlanggerumpelt sind, dampfend, schnaufend, durch Tunnel und über Brücken.
Ausblick von der Parenzana
Blick ins Tal
Und dann passiert etwas, das mich zum Schmunzeln bringt: Gestern traf ich eine Wanderin an der kroatischen Grenze, Sie zu Fuß, ich mit dem Rad und heute treffe ich sie wieder. Ich überlege kurz, ob mit meinem Navi etwas nicht stimmt. Aber nein, das kann ja nicht sein … aber woran liegt es dann? 😉 Wir lachen, scherzen und gehen eine Weile gemeinsam.
Buje – Geschichte zum Anfassen
Unterwegs erreichen wir Buje, ein kleines Dorf auf einem Hügel, mit einer malerischen Altstadt. Wir legen eine Pause ein und trinken etwas zusammen. Es fühlt sich gut an, mal innezuhalten, zu reden, statt nur Kilometer zu sammeln.
Die Stadt hat verschiedene Sehenswürdigkeiten ausgeschildert, und ein paar davon sehen wir uns an. Besonders eindrücklich bleibt mir ein alter Turm in Erinnerung. Ein älterer Herr steht dort, voller Leidenschaft, und erzählt uns von der Geschichte des Ortes. Seine Augen leuchten, seine Hände unterstreichen jedes Wort, als wolle er uns hineinziehen in die Vergangenheit. Ich merke, wie sehr er für diese Geschichten lebt, und fühle mich für einen Moment selbst wie ein Teil davon.
Irgendwann verabschieden wir uns. Sie geht ihren Weg, ich meinen. Wir lachen noch und sagen halb im Spaß, halb im Ernst: „Bestimmt treffen wir uns morgen wieder.“
Der harte Weg nach Buzet
Zurück auf der Parenzana begegne ich vielen anderen Radfahrern. Wir grüßen uns, ein kurzer Blick, ein Nicken. Es ist dieser stille Respekt, den nur Menschen teilen, die gerade schwitzen, kämpfen und trotzdem lächeln. Für mich geht es bergab, was ein Vorteil ist – für die anderen sieht man deutlich, wie sie sich abstrampeln. Genau so habe ich mich die letzten Tage gefühlt.
Doch irgendwann ist auch für mich Schluss mit lustig. Buzet liegt hoch oben auf einem Hügel, und wenn man dort schlafen will, muss man hoch. Ganze 30 Kilometer Umweg und 600 Höhenmeter nur, um ein Bett zu haben. Ich fluche, schiebe, kämpfe. Jeder Meter ist eine Prüfung, meine Beine schreien, meine Schultern brennen. Und doch – irgendwann stehe ich oben.
Der Ort selbst ist klein, fast verschlafen. Ich finde ein Café, das zugleich Restaurant und Cocktailbar ist – in solchen Dörfern ist alles in einem. Ich bestelle einen Kaffee, setze mich und lasse den Blick schweifen. Es ist ruhig, fast friedlich.
Abends hat nur ein einziges Restaurant geöffnet. Die Auswahl ist entsprechend bescheiden. Ich lande bei einer Blumenkohlsuppe. Nicht mein Traumgericht, aber besser als nichts. Während ich löffle, denke ich an all die Male, wo ich unterwegs enttäuscht vom Essen war. Aber auch das gehört dazu. Manchmal ist die Suppe nicht mehr als Suppe – und trotzdem ein kleiner Sieg.
La Parenzana
Müde, aber zufrieden
Langsam spüre ich, wie müde ich bin. Nicht nur körperlich, auch im Kopf. Vielleicht hätte ich tatsächlich nach drei Tagen mal eine Pause einlegen sollen. Vielleicht ist es die letzte Nacht, die mir noch in den Knochen steckt. Vielleicht auch beides.
Aber während ich so daliege, erschöpft und doch zufrieden, denke ich: Genau das ist es. Das Abenteuer. Nicht immer bequem, nicht immer einfach, aber voller kleiner Geschichten, die bleiben.
Und so schlafe ich ein, mit dem Gefühl, dass ich zwar an meine Grenzen gestoßen bin, aber auch etwas gewonnen habe: ein Stück Erfahrung, ein paar neue Bekanntschaften und das stille Glück, es bis hierher geschafft zu haben.
📸 Tourbilder
🚴♀️ Der Radfahrer
Von Umag nach Buzet
Der Radfahrer spürt es schon beim Aufsitzen: Etwas hat sich verändert. Er weiß nicht genau wann, vielleicht schleichend über die letzten Tage, vielleicht in einem einzigen Moment – doch heute fühlt er sich offener. Früher war er still unterwegs, in sich gekehrt, nur er und sein Rad. Doch heute hebt er die Hand, grüßt andere Radfahrer. Erst zaghaft, dann immer selbstverständlicher. Und zu seiner Überraschung: Sie grüßen zurück. Mit einem breiten Lächeln, manchmal mit einem fröhlichen „Hallo“.
Diese kleinen Gesten treffen ihn tiefer, als er gedacht hätte. Ein Gruß, eigentlich nur ein Sekundenbruchteil, wird zu einem Beweis, dass er dazugehört. Dass er Teil einer Gemeinschaft ist, größer als er selbst.
Auf dem Weg kommt er ins Gespräch – mit Reisenden, die wie er mit Taschen unterwegs sind, mit Urlaubern, die neugierig fragen, und mit Einheimischen, die ihm Tipps geben oder einfach nur ihre Freundlichkeit teilen. Der Radfahrer spürt: Er wird gesehen. Nicht als Fremder, nicht als einer, der nur durchzieht, sondern als Mensch, der etwas wagt.
Besonders oft bleibt der Blick der Menschen an seinem roten MTB hängen. Es wird bewundert, nicht trotz, sondern gerade wegen seiner Schlichtheit. Nur wenige Taschen hängen daran, und doch trägt es alles, was nötig ist. Die Kratzer am Rahmen, Spuren vergangener Etappen, werden nicht als Makel gesehen, sondern als Beweise seiner Geschichte. „Dieses Rad hat schon einiges erlebt“, hört er, und er nickt. Ja, das stimmt. Es hat gelitten, gekämpft, getragen – und es sieht immer noch großartig aus.
Er spürt Stolz, nicht nur auf sich, sondern auf dieses Zusammenspiel. Rad und Fahrer, beide nicht perfekt, beide gezeichnet, aber beide leistungsstark. Gemeinsam meistern sie Steigungen, Schotter, Regen und Sonne. Gemeinsam sind sie mehr, als sie alleine je sein könnten.
All diese Begegnungen, diese Lächeln, diese Blicke erfüllen ihn mit einer Wärme, die er lange vermisst hat. Es ist, als würde sein Herz leichter, als würde jede freundliche Geste ein kleines Gewicht von seinen Schultern nehmen. Er fühlt Freude, echte Freude. Und mit ihr kommt Zuversicht.
Als er an diesem Abend sein Rad abstellt, überkommt ihn eine Dankbarkeit, die ihn fast überrascht. Dankbarkeit für das, was er erlebt hat, für die Menschen, die ihm begegnet sind, für die Stärke, die in ihm selbst gewachsen ist. Heute weiß er: Er trägt nicht nur sich selbst und sein Rad die Berge hinauf. Er wird getragen – von Begegnungen, von Offenheit, von einer neuen inneren Haltung.
Und so schläft er ein mit dem Gefühl, dass die kommenden Wege, egal wie schwer, voller positiver Emotionen sein werden.
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