Der Brocken im Dezember
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Mit dem Mountainbike durch Eis und Schnee

Was soll schon schiefgehen?
Wenn man im Dezember eine Radtour auf den Brocken plant?
Ganz ehrlich? Eine ganze Menge! 😄 Aber manchmal braucht es genau diese Mischung aus Naivität, Abenteuerlust und einer guten Portion Selbstvertrauen, um etwas wirklich Besonderes zu erleben.
Ich starte an einem milden Wintermorgen. Zuhause zeigt das Thermometer 8 Grad plus, die Sonne strahlt vom Himmel, als wolle sie mir zunicken: „Na los, fahr einfach!“
Der Harz ist ja nicht weit. Und außerdem… ist mal wieder eine Radtour dran! 😊
Die knapp zwei Stunden Fahrt verlaufen unspektakulär. Ich durchquere Landschaften, die sich im Winterkleid eher zurückhaltend zeigen. Noch dominiert grünes Gras statt weißem Zauber. Alles sieht aus wie zuhause: mild, sonnig, friedlich. Ich lasse mich einlullen
Doch dann, kurz vor dem Ziel, ändert sich alles schlagartig. Die Straßen steigen steiler an, ich überwinde 400 Höhenmeter – und plötzlich ist es da: der erste Schnee. Erst nur ein paar weiße Flecken am Waldrand, dann ein sanftes Glitzern auf den Dächern, und schließlich ein komplett verwandeltes Landschaftsbild.
Am Parkhaus „Am Winterbergtor“ in Wernigerode auf ca. 600 Metern Höhe betrete ich eine andere Welt. Alles ist weiß. Die Bäume tragen dicke Schneemützen, die Straßen sind geräumt, doch links und rechts davon liegt der Schnee knöchel- bis kniehoch. Ein Wintertraum!
Ich verlasse das wohlig beheizte Auto und begegne der Realität: Es ist eiskalt. Mein Fahrrad, das die Reise auf dem Anhänger verbracht hat, ist kalt wie ein Eisblock. Obwohl das Wasser auf dem Rahmen nicht gefroren ist, fühlt sich alles klamm und frostig an. Ich versuche, die Anbauteile zu montieren – aber meine Hände geben schnell auf. Sie sind innerhalb von Minuten taub, eiskalt und unbeweglich. 🥶
Voll ausgerüstet, mit warmer Kleidung, Handschuhen und Mütze, stehe ich kurze Zeit später mit meinem Rad vor dem Parkhaus. Es schneit leicht, die Luft ist frisch, klar und beißt ein wenig in der Nase. Rund um mich: 40 Zentimeter Neuschnee. Und ich? Ich stehe da, lache leise vor mich hin und denke: „Das wird eine Tour, die ich nicht vergessen werde.“
Fortsetzung folgt…
Kaffee, Bäckerei und ein Plan
Meine Zweifel lasse ich in einer kleinen Bäckerei bei einem heißen Kaffee verdampfen. Die Stube ist warm, gemütlich, duftet nach frischen Brötchen und Zimt. Der Betreiber? Skeptisch. „Mit dem Rad auf den Brocken? Im Dezember? Nur die Brockenstraße, wenn überhaupt!“ sagt er mit hochgezogener Augenbraue.
Klar. Was soll schon passieren? Ich habe zwei Räder. Und Mut. Also los!
Der Weg? Eine eisglatte Rutschbahn. Das Fahren? Spannend. Einmal zu doll in die Pedale getreten, schon dreht das Hinterrad durch. Falsch gelenkt? Vorderrad versetzt sich. Mein „Rasertempo“: 7 km/h. Anhalten? Keine Chance. Wer stehen bleibt, fährt nicht mehr an.
Andere Radfahrer? Fehlanzeige. Nur Wanderer kreuzen meinen Weg. Manche schauen ungläubig, andere klatschen mir Applaus. Das motiviert. Der Nebel zieht auf, die Straße verschwindet, die Welt wird still. Die Landschaft verwandelt sich in ein endloses, weißes Nichts.
Der Brocken – Sturm, Nebel, Kälte und Glück
Drei Stunden später: Brocken! Ich stehe oben. Dichter Nebel, eisiger Wind, keine Sicht, kaum auszuhalten. Eigentlich hatte ich von einer Erbsensuppe geträumt. Aber die Zeit drängt. Es ist spät. Und im Dunkeln hier runter? Nein, danke!
Ich schieße noch schnell ein paar Fotos ins Nichts, atme die kalte Luft tief ein und bereite mich innerlich auf den Abstieg vor.
Abwärts wird’s nochmal spannend: Das Rad beschleunigt, die Bremsen blockieren, Lenken ist kaum möglich. Ich habe einen Plan B: rechts in den Schneehaufen fahren. Mehrmals.
Ich muss oft anhalten. Finger? Taub. Zehen? Eisklumpen. Bewegung? Nur mit viel Willenskraft. Doch irgendwie geht es weiter. Der Rückweg ist kürzer, schneller. In knapp zwei Stunden bin ich wieder unten. Komplett durchgefroren, aber glücklich.
Fazit: Wahnsinn, Lernen und pure Freude
Drei Stürze, unzählige Rutschpartien, eiskalte Finger – aber auch ein Tag voller Erkenntnisse: Bremsen dosieren, Gleichgewicht halten, das Rad auffangen, wenn’s blockiert. Die Landschaft: magisch. Die Fahrt: ein Abenteuer.
Ich bin müde, stolz und weiß: Das war nicht meine letzte Wintertour!
Der Brocken – weite Sicht heute bei 0
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