Einfach den Brocken hoch
Mit dem MTB den Brocken hoch
Was soll schon schief gehen wenn man im Dezember eine Radtour auf den Brocken plant?
Nun ja, das Dezember zu den Wintermonaten gehört ist mir schon klar. Allerdings bin ich von Zuhause bei 8 Grad plus und Sonne los gefahren. Und so weit ist der Harz ja nun nicht entfernt. 😉
Und außerdem ist mal wieder eine Radtour dran 😊
Der Großteil der fast 2 stündigen Fahrt spiegelt identisch die selben Wetterverhältnisse wieder, die ich bei bei Fahrtantritt zuhause hatte. ☀️
Erst als ich kurz vor dem Ankunftsziel die 400 Höhenmeter überschreite, werden die ersten weißen Stellen sichtbar. Mein Lieblingsparkhaus „Am Winterbertor“ im Ortsteil Wernigerrode liegt bei ungefähr 600 Höhenmeter. 🌨️
Um mich herum ist auf mal alles weiß, die Straße ist geräumt und das Parkhaus wie immer gut zugänglich. ☃️
Das es draußen kalt ist merke ich vorerst nicht. Durch die Heizung im Auto bin ich die letzten 2 Stunden gut, von den Händen bis zu den Füßen durchgewärmt.☀️
Reisedaten:
- Anreise 2h: Schierke, Parkhaus "Am Winterberg"
- Radtour 3h: Den Brocken hoch- und auch wieder herunter
- Anschließend Kaffee in Schierke
Das Rad ist außerhalb des Fahrzeuges auf dem Anhänger mitgefahren. Erst jetzt bekomme ich den ersten Eindruck von den hiesigen Temperaturen. ❄️
Das Fahrrad fühlt sich eisig an, auch wenn die vielen Tropfen Wasser nicht gefroren sind. Ich habe aber Mühe, die Anbauteile anzubringen. Meine Hände sind in kürzester Zeit eiskalt und unbeweglich geworden. 🥶
Kurz darauf stehe ich voll bekleidet mit meinem Rad vor dem Parkhaus. Es schneit und um mich herum ist alles weiß. Ich stehe in 40cm hohem Schnee. Schon jetzt weiß ich, es wird eine spannende Tour.🌨️
Ist es wirklich eine so gute Idee jetzt mit dem Rad den Brocken hochzufahren? Meine erste kleine Unsicherheit überdenke ich in einem kleinen gemütlichen Bäcker bei einem Kaffee. ☕️
Ich bin extra wegen der Tour her gefahren und draußen ist es auch noch wunderschön. Warum sollte ich denn wohl nicht fahren?
Gedacht, getan! Also los.
Der Bäckereibetreiber guckt etwas irritiert, dass ich heute mit dem Rad nach oben will. Ich frage ihn nach der besten Route, seine Antwort: „nur die Brockenstrasse, wenn überhaupt“! 🏔️
Hmm, was soll denn passieren? Ich hab doch 2 Räder und die Straße ist doch bestimmt geräumt, denke ich noch bevor ich mich auf einer eisglatten Route wieder finde. 🚴
Das Fahren ist wirklich spannen, zu doll in die Pedale getreten und das Hinterrad rutscht weg. Einmal falsch gelenkt und das Vorderrad versetzt sich.
Mein wahnsinniges Fahrtempo liegt bei ca. 7Km/h und steigert sich bei einzelnen Strecken auf ganze 10 Km/h. Anhalten geht nicht bei Steigungen überhaupt nicht, weil ein Anfahren dann nicht mehr möglich ist. 😳
Ungewöhnlicherweise begegne ich keinem anderen Radfahrer. Nur vereinzelt treffe ich Wanderer und der eine oder andere applaudiert mir. Das wiederum motiviert mich weiter zu fahren und das obwohl ich langsam unsicher werde. Es zieht Nebel auf und die Straße ist nur noch schwer zu erkennen. Sie verschwimmt mit der umgebenen Landschaft in ein einheitliches Weiß.🌨️
Abwärts ist es nochmal spannender
Die Landschaft hingegen ist traumhaft. Die Bäume voller Schnee, eine absolute Stille. Man hört nur, wie die Reifen des Rades den Schnee unter sich zusammendrückt. Keine Menschenseele und es ist sau kalt. Es wird also nur wenige Fotos geben, weil ich hierfür meine Handschuhe ausziehen muss.📸
Fast 3 Stunden später bin ich auf dem Brocken angekommen. Es ist richtig ungemütlich hier. Dichter Nebel, starker und eisiger Wind. Kaum auszuhalten. Eigentlich hatte ich vor mich hier oben, bei einer Erbsensuppe aufzuwärmen aber es ist schon ziemlich spät. Ich befürchte, dass ich nicht mehr rechtzeitig im Hellen nach unten komme. Und bei dieser Witterung im Dunkeln hätte ich Angst. 🥺
Der Weg nach unten ist noch mal um einiges spannender. Das Rad gewinnt langsam an Geschwindigkeit, ein Bremsen ist nicht mehr möglich, die Räder blockieren. Aber was nun? Die einzige Möglichkeit das Tempo zu reduzieren besteht darin, in den Schneehaufen neben der Strasse zu fahren. 🚵
Ich wünsche mir langsam endlich wieder am Auto zu sein. Dadurch das meine Einzige Bewegung darin besteht, die Bremsen vorsichtig zu dosieren, sind meine Finger und Zehen eiskalt. Mehrmals muss ich anhalten um diese aufzuwärmen, damit ich sie noch bewegen kann. 🥶
Der Rückweg ist deutlich schneller. In fast 2 Stunden schaffe ich es unten anzukommen. Komplett durchgefroren aber glücklich. Das Verstauen des Rades geht nur noch mühsam von sich und die Anbauteile kriege ich nicht mehr abgebaut, so unempfindlich sind meine Finger geworden. 🧤
Fazit:
Eine wunderschöne Tour mit einer wahnsinnigen Schneelandschaft. Nicht ganz ungefährlich, insgesamt bin ich 3 mal ungewollt mit dem Rad gestürzt. Aber dafür Habe ich viel gelernt beim Kontrollieren des Rades, beim Dosieren der Bremsen, dem Gleichgewichtssinn und wie ich das Rad wieder auffange, wenn die Räder blockieren. Es mir viel gebracht und es hat wahnsinnigen Spaß gemacht.☺️
Video - Intro
Ein Tourvideos findet ihr demnächst über den unten stehenden Link auf Youtube
Wissenswertes
Der Brocken, auch bekannt als Blocksberg, ist mit 1.141 Metern der höchste Berg im Harz und Norddeutschland. Er hat eine bewegte Geschichte, die von Mythen, Sagen und historischen Ereignissen geprägt ist.
### Frühgeschichte und Mythen
Der Brocken war schon in der frühen Menschheitsgeschichte ein besonderer Ort. In der germanischen Mythologie galt er als Sitz der Götter. Später wurde er in mittelalterlichen Sagen als Versammlungsort von Hexen und Dämonen beschrieben. Der sogenannte „Hexensabbat“ auf dem Brocken wurde besonders durch Goethes „Faust“ berühmt, in dem Walpurgisnacht-Szenen den Berg mystifizieren.
Der Name „Blocksberg“ stammt aus diesen Zeiten und wurde zum Synonym für magische Orte in der deutschen Sagenwelt. Der Gipfel, oft von Nebel verhüllt, hat mit seinen Wetterphänomenen wie dem Brockengespenst (eine optische Täuschung) ebenfalls zur mystischen Aura beigetragen.
### Wissenschaftliche Bedeutung
Ab dem 18. Jahrhundert wurde der Brocken ein Ort der Wissenschaft. 1736 bestieg der Naturforscher Johann Wolfgang von Goethe den Berg und nutzte ihn für botanische Studien. Im 19. Jahrhundert entstanden erste meteorologische Stationen, da die extremen Wetterbedingungen ideal für Experimente waren.
### Tourismus und Infrastruktur
Im 19. Jahrhundert wurde der Brocken auch für Wanderer und Touristen attraktiv. Die erste Herberge auf dem Gipfel, das Brockengartenhaus, wurde 1800 eröffnet. 1899 begann der Bau der Brockenbahn, einer Schmalspurbahn, die den Gipfel für Besucher besser zugänglich machte und noch heute eine beliebte Attraktion ist.
### Der Brocken in der DDR-Zeit
Während der deutschen Teilung wurde der Brocken ein streng bewachter Ort. Aufgrund seiner Höhe diente er als strategischer Punkt für militärische und nachrichtendienstliche Zwecke. Die DDR und die Sowjetunion richteten hier eine Abhörstation ein, die Teil des Kalten Krieges war. Der Gipfel war für die Öffentlichkeit gesperrt.
### Der Brocken heute
Nach der Wiedervereinigung 1990 wurde der Brocken wieder für Besucher zugänglich gemacht. Heute ist er Teil des Nationalparks Harz und ein beliebtes Ziel für Wanderer, Naturfreunde und Geschichtsinteressierte. Der Brockengarten zeigt eine Vielzahl alpiner Pflanzenarten, und das Brockenhaus, ein modernes Museum, erzählt die Geschichte des Berges sowie seiner Mythen und seiner Rolle im Kalten Krieg.
Der Brocken bleibt eine kulturelle und landschaftliche Ikone Deutschlands – ein Ort, an dem Natur, Geschichte und Legenden auf einzigartige Weise verschmelzen.
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