Mr. Bond auf zwei Rädern – Von Krnica nach Opatija
mit dem Rad nach Kroatien
Opatija – 11.09.2025 – #50
Mr. Bond auf zwei Rädern – Von Krnica nach Opatija
→ Unbarmherzige Steigungen, Bond-Suite im Hotel und ein Rad, das wie ein VIP behandelt wird.
Ein Tag zum Fürchten
Der Morgen beginnt mit einer Wand. Anders kann ich die Steigung nicht nennen. Über 20 %, gleich zu Beginn. Nur ein bis zwei Kilometer, und doch rauben sie mir fast alle Kräfte, bevor der Tag überhaupt angefangen hat. Ich schiebe, stolpere, schwitze, halte alle hundert Meter an, weil ich einfach nicht mehr kann. Jeder Schritt fühlt sich an, als würde ich gegen einen Glockenturm hinauflaufen.
Und das bleibt kein Einzelfall. Fünfmal wiederholt sich das Spiel heute. Jeder Anstieg eine neue Prüfung, jeder Meter ein kleiner Sieg. Ich frage mich mehrmals: „Warum tue ich mir das an?“ – und finde doch keine Antwort. Vielleicht, weil genau diese Qual später zu einer Geschichte wird, die ich mit einem Lächeln erzähle.
Die Straße der Angst
Nach den ersten Anstiegen geht es weiter – entlang einer Hauptstraße. Eigentlich nichts Besonderes. Wäre da nicht der Abgrund neben mir. Keine Leitplanken, keine Sicherung, nur ein schmaler Rand, und direkt daneben geht es steil bergab. LKW und Autos rauschen an mir vorbei, manchmal so nah, dass mir der Atem stockt.
Gleichzeitig ist der Blick unbeschreiblich. Unter mir glitzert die Adria, am Horizont ziehen sich die Küstenstädte entlang. Vielleicht ist dort schon Opatija, mein Ziel. Atemberaubend schön – und gleichzeitig beängstigend. Ich zwinge mich, nicht nach unten zu sehen, und halte das Rad krampfhaft auf Kurs.
Jede Kurve fühlt sich an wie ein Tanz auf Messers Schneide. Aber ich bleibe drauf, halte durch. Irgendwann, nach endlosen Stunden, taucht endlich das Schild von Opatija auf.
Mr. Bond checkt ein
Ich rolle in die Stadt, völlig erschöpft, verschwitzt, voller Staub. Das Hotel, in dem ich lande, überrascht mich. Ein großes Zimmer, eine Suite – und welche Nummer? 007. Ich lache laut auf. Kaum habe ich eingecheckt, sprechen mich die ersten Angestellten als Mr. Bond an. Selbst die Gäste machen mit.
Ich spiele das Spiel mit, genieße es insgeheim. Auch wenn ich mir denke: „Im Anzug und mit Martini wäre es überzeugender.“ Doch in kurzer Fahrradhose wirkt es eher lächerlich. Trotzdem – ich fühle mich für einen Moment wie ein anderer Mensch. Mein komplett verdrecktes Rad darf sogar ins Hotel – ein Privileg, das man vermutlich nur als „Bond“ bekommt. Aber Mr. Bond hat immer ein Spezialfahrzeug von Mr.Q mit dabei.
Es sind genau diese kleinen, absurden Momente, die eine Reise so besonders machen.
Ein Abend voller Gegensätze
Opatija selbst ist ein kleiner, touristischer Ort. Die Strände aus Beton, viele Cafés und Restaurants, und die Sonne strahlt noch immer. Ich spaziere durch die Straßen, sehe Touristen bummeln, höre Kinder lachen. Nach den Qualen des Tages fühlt es sich fast surreal an.
Ich gönne mir ein gutes Essen, sitze draußen, schaue auf das Meer. In mir breitet sich eine seltsame Mischung aus Erschöpfung und Dankbarkeit aus. Noch ein Tag, denke ich. Noch eine Etappe. Und dann ist diese Reise vorbei.
Als ich ins Hotel zurückkehre, wird mir wieder ein „Good evening, Mr. Bond“ zugeraunt. Ich lache, nicke, spiele die Rolle weiter. Und irgendwie fühlt es sich richtig an, dass diese Etappe – eine der härtesten überhaupt – mit einem absurden Hauch von Glamour endet.
So ist das Abenteuer: mal Schweiß und Qual, mal Gelächter und kleine Spielereien. Und beides gehört untrennbar zusammen. 🚴♂️🍸
📸 Tourbilder
🚴♀️ Der Radfahrer
von Krnica nach Opatija
Der Radfahrer sitzt am Morgen auf seinem roten MTB und realisiert plötzlich, was er da eigentlich gerade tut: zehn Tage ist er nun schon unterwegs. Zehn Tage voller Anstrengung, voller neuer Eindrücke, voller kleiner und großer Prüfungen. Und in dieser Zahl liegt ein stiller Triumph – er hat bereits vier Länder durchquert. Er hat Grenzen hinter sich gelassen, nicht nur die auf der Landkarte, sondern auch die in seinem Inneren. Ein Gefühl von Stolz durchflutet ihn. Es ist kein lautes, sondern ein leises, tiefes Stolzgefühl, das ihn beim Fahren trägt. Er spürt die Sonne im Gesicht, die Müdigkeit in den Beinen, das Knarzen der Kette – und trotzdem denkt er: Ich habe es schon so weit geschafft. Wenige hätten sich das zugetraut. Aber er, der Radfahrer, hat es gewagt. Sein Rad zeigt die Spuren dieser Tage deutlicher als er selbst. Die Bremsen quietschen, der Antrieb stöhnt bei jedem Tritt, und kleine Kratzer zieren den Rahmen wie Erinnerungen. Doch so angeschlagen es ist, genau wie er, so unerschütterlich ist seine Zuversicht. „Wir beide“, denkt er und schaut auf den Lenker, „wir schaffen auch den Rest.“ Er fühlt sich mit seinem Rad verbunden wie mit einem Freund. Ein Begleiter, der trotz aller Macken noch da ist, ihn trägt, ihn stützt. Unterwegs erinnert er sich an Begegnungen. Menschen, die ihn angelächelt haben, Fremde, die ein Stück seiner Geschichte wurden. Manche von ihnen fühlen sich jetzt schon an wie Freunde, auch wenn er sie vielleicht nie wiedersehen wird. Andere Freunde, alte Weggefährten, haben sich in den letzten Tagen plötzlich wieder bei ihm gemeldet. Und so merkt er: das Leben bringt Menschen zurück, wenn die Zeit dafür reif ist. Er denkt an all das Alte, das er hinter sich gelassen hat. An die Zweifel, die Enttäuschungen, die Nächte voller Fragen. Sie gehören noch zu ihm, aber sie bestimmen ihn nicht mehr. Die Anstrengung auf dem Rad hat vieles davon abgeschüttelt, als ob mit jedem Kilometer eine Schicht Ballast abgefallen wäre. Hat er alle Antworten gefunden? Nein. Aber er spürt, dass das auch nicht nötig ist. Denn er weiß nun, dass die Antworten kommen werden – zur richtigen Zeit, im richtigen Moment. Er muss sie nicht erzwingen. Die offene Frage ist kein Problem mehr, sondern Teil des Weges. Als er am späten Nachmittag Opatija erreicht, ist er erschöpft, aber glücklich. Er blickt zurück auf die Straßen, die er genommen hat, auf die Steigungen, die er erklommen hat, und auf die Zweifel, die er überwunden hat. Er atmet tief durch und lächelt. Der Radfahrer weiß: Was auch immer noch kommt – auf dieser Reise und im Leben – er wird es schaffen.
Wer ist eigentlich lovingtailwind?
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lovingtailwind zeigt, dass Radreisen mehr sind als nur Kilometer – es geht um Begegnungen, Grenzerfahrungen und das Staunen unterwegs.
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Mein Mountainbike läuft auf Muskelkraft – der Blogger dahinter auf Kaffee. ❤️
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