Magie am Meer – Von Buzet nach Vrsar
mit dem Rad nach Kroatien
Vrsar- 08.09.2025- #47
Magie am Meer – Von Buzet nach Vrsar
Nebel in den Bergen, Brücken voller Geschichte und Delfine im Sonnenuntergang.
Nebel über Buzet
Buzet liegt wie ein kleines Nest in den Bergen, über 600 Meter hoch. Als ich am Morgen starte, hängt noch Nebel in den Tälern. Er kriecht durch die Straßen, legt sich auf meine Haut, und während ich die ersten Meter rolle, fühle ich mich, als würde ich in eine andere Welt eintreten. Fast mystisch, fast ein bisschen wie in einem Märchen.
Die ersten 15 bis 20 Kilometer sind allerdings weniger märchenhaft – eher langweilig. Denn sie sind identisch mit der Strecke, die ich gestern schon hinaufgefahren bin. Also rolle ich denselben Weg wieder hinunter, ein bisschen genervt, aber auch erleichtert,
dass es bergab geht. „Immerhin kein Schieben heute früh“, sage ich mir lachend.
Irgendwo im Nirgendwo zweigt der Weg dann wieder auf die Parenzana ab – und da ist es wieder, dieses Gefühl von Abenteuer. Der Schotter knirscht unter den Reifen, links ragen die Berge, rechts öffnet sich ein weites, sattgrünes Tal. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise.
Brücken, Schotter und das Meer
Die alten Eisenbahnbrücken, über die ich heute fahre, sind beeindruckend. Steinbögen, die sich weit spannen, Brücken, die Geschichten von längst vergangenen Zügen erzählen. Ich bleibe kurz stehen, lege die Hand auf das Geländer und stelle mir vor, wie hier früher die Dampfloks gerattert sind. Heute bin ich der, der diese Wege belebt – nur eben auf zwei Rädern statt auf Schienen.
Ich denke, das sei das Highlight des Tages. Aber ich irre mich gewaltig. Denn später werde ich noch etwas erleben, das ich so schnell nicht vergessen werde.
Nach einer langen, anstrengenden Etappe erreiche ich am Abend Vrsar, eine kleine Hafenstadt an der Adria. Mein Körper ist erschöpft, meine Beine schwer, und wie so oft auf dieser Tour habe ich wieder Pech mit dem Essen. Ich finde kein richtiges Restaurant, nichts passt so recht – aber das wird heute keine Rolle mehr spielen.
Denn im Hafen entdecke ich kleine Stände, die Bootsausflüge anbieten. „Delfine sehen“, steht da. Ich lache und denke mir: „Ja, klar, Delfine. Als ob.“ Aber irgendetwas in mir sagt: Probier’s doch.
Ein Abend auf dem Meer
Und so stehe ich wenig später auf einem Schiff, das langsam aus dem Hafen tuckert. Die Sonne sinkt, taucht das Meer und die kleinen vorgelagerten Inseln in ein unglaubliches Sonnenuntergangsrot. Das Wasser glitzert, der Himmel leuchtet, und für einen Moment bin ich einfach nur still.
Und dann – plötzlich – sind sie da. Delfine. Erst zwei, dann vier, am Ende schätze ich acht Tiere. Sie tauchen auf, verschwinden wieder, spielen mit den Wellen. Ich halte die Luft an, so nah habe ich sie noch nie gesehen. Zwar nicht zum Anfassen, aber doch so, dass ich sie fast spüren kann.
In diesem Moment fühle ich mich wie ein kleiner Junge, der unbedingt mit ihnen ins Wasser springen will. Einfach eintauchen, mitschwimmen, lachen. Aber ich bleibe an Bord, schaue zu, und kann mein Glück kaum fassen.
Die drei Stunden auf dem Boot vergehen wie im Flug. Es ist einer dieser Abende, die man nicht planen kann, die sich einfach ergeben – und genau deshalb so magisch sind.
Nächtliche Gedanken in Vrsar
Zurück in Vrsar streife ich noch etwas am Hafen entlang, beobachte die Menschen und trinke noch einen Wein. Es ist mittlerweile dunkel als ich los fahre und mein Apartment suche. Meine Nacht lässt sich einfach beschreiben, die Klimaanlage kaputt, die Nachbarn laut, das Bett hart. Normalerweise würde ich mich darüber ärgern. Aber heute nicht. Heute liege ich im Bett, die Augen geschlossen, und sehe noch immer die Delfine vor mir im Wasser tanzen während die Sonne langsam im Meer verschwindet und alles in rot färbt.
Ich denke zurück an den Morgen im Nebel, an den Schotter auf der Paranzena, die Brücken, das Auf und Ab der Strecke. Und dann dieser Abend, der alles überstrahlt.
Ich schmunzle, bevor ich einschlafe. Manchmal braucht es keine perfekten Hotels oder Mahlzeiten. Manchmal reicht es, Delfine im Sonnenuntergang zu sehen, um einen Tag für immer im Herzen zu behalten. 🐬🌅 So wunderschön kann Kroatien sein.
📸 Tourbilder
🚴♀️ Der Radfahrer
Von Buzet nach Vrsar
Der Radfahrer fährt los, und schon nach den ersten Kilometern spürt er etwas Neues: völliges Abschalten. Kein Schmerz in den Beinen, kein Ziehen in den Schultern, keine Last in den Gedanken. Alles, was ihn in den letzten Tagen geplagt hat, liegt hinter ihm wie eine Strecke, die längst bewältigt ist. Heute fühlt er nur Leichtigkeit. Und dann entdeckt er etwas, das ihn überrascht. Glück hängt nicht nur an den Pedalen, nicht nur an den Kilometern oder der Geschwindigkeit. Er kann es auch erleben, wenn er sein Rad einmal nicht unter sich hat. Als er das rote MTB in zuverlässige Hände gibt – zwei Menschen, die währenddessen gut darauf aufpassen – ist er erst unsicher, fast wie ein Vater, der sein Kind das erste Mal abgibt. Doch es fühlt sich richtig an. Denn er selbst fährt heute nicht – er fährt mit. Auf einem Schiff, hinaus aufs Meer. Ohne Rad fühlt er sich anfangs unvollständig, fast nackt. Doch je weiter das Boot fährt, je mehr die Sonne das Wasser in flüssiges Gold taucht, desto mehr öffnet er sich. Euphorie steigt in ihm auf. Auf dem Deck kommt er mit Mitreisenden ins Gespräch. Schnell, leicht, fast selbstverständlich. Er erzählt voller Begeisterung von seiner Tour, von den Höhen und Tiefen, von glühenden Bremsen und unendlichen Ausblicken. Die Menschen hören ihm zu, interessiert, lächeln, stellen Fragen. Und er merkt: Auch ohne sein Rad ist er ein Magnet für Begegnungen, ein Mensch, der andere mitreißen kann. Und dann sind sie da – Delfine, die plötzlich aus dem Wasser springen, fast zum Greifen nah. Für den Radfahrer ist es, als würde sich ein Traum erfüllen. Ohne Rad, aber nicht ohne Glück. Für diesen Moment ist er übervoll von Freude, so sehr, dass er die Leere gar nicht mehr spürt. Nach der Fahrt eilt er zurück zu seinem Rad. Es steht da, treu, wartend. Er streicht über den Rahmen, als wollte er sich entschuldigen. Natürlich hat er auch auf dem Schiff immer wieder an sein MTB gedacht. Er gönnt ihm eine kleine Verwöhnkur, reibt den Rahmen mit Wachs ein, schenkt ihm Zuwendung. Doch er sieht auch, wie sehr es leidet: Die Schaltung verstellt, die Bremsen quietschend am Limit, der Antrieb angeschlagen. Er verspricht es fast flüsternd: „Zuhause bekommst du alles, was du brauchst. Eine echte Kur.“ Er weiß, dass sein Rad durchhält, genau wie er. Auch angeschlagen sind sie ein Team. Und vielleicht ist das ihre größte Stärke: gemeinsam zu leiden, gemeinsam zu strahlen. An diesem Abend legt sich der Radfahrer ins Bett, voller Dankbarkeit. Er hat gelernt, dass er nicht nur auf zwei Rädern Glück finden kann – aber dass das Glück mit seinem Rad noch tiefer wird. Er verspricht, sich wieder mehr um sich und sein Rad zu kümmern.
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Manche Wege sind steiler, andere wilder – doch alle haben Spuren hinterlassen. Hier findest du die Touren, die mir besonders am Herzen liegen und die garantiert Lust machen, selbst aufzubrechen
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Manche Orte auf dem Camino gehen tiefer als jeder Muskelkater. Sie legen etwas frei, das du vorher nicht greifen konntest. Am Cruz de Ferro ließ ich Sorgen in Form eines Steins zurück, in einem Kloster bekam ich von Nonnen einen Stern geschenkt – unscheinbar und doch voller Bedeutung. Es waren Momente, die mich lehrten: Der Camino zeigt dir nicht nur den Weg, er zeigt dir dein Herz.
Harzer Hexenstieg
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Mein Weg auf dem Camino – eine Reise zu mir selbst 2
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🧏♀️ Abenteuer in Echtzeit
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